Interview mit Sascha Marquardt zur aktuellen Situation bei den Black Wolves
In seinen Funktionen als Vize-Abteilungsleiter, Jugendkoordinator und Teammanager der 2. Bundesliga Mannschaft der Black Wolves hat Sascha Marquardt immer einen Blick auf das große Ganze. Da die Pandemie hat den Breitensport und somit auch die Abteilung Floorball des PSV 90 Dessau mit voller Härte getroffen hat, war für uns interessant herauszufinden, wo Sascha Marquardt die aktuellen Gefahren, Probleme und Herausforderungen für seinen Sport sieht. Zur aktuellen Lage rund um den Floorball haben wir Sascha daher einige Fragen gestellt.
Wie ist es dir bisher im Lockdown ergangen und wie sehr vermisst du es in den Sporthallen an der Bande oder auf dem Feld zu sein?
Ich glaube, dass ich in dieser schwierigen Zeit zum Großteil gelassen bin. Zudem versuche ich viele Dinge einfach positiv zu sehen. Meine Woche gestalte ich aktuell anders als sonst. Da zurzeit kein reguläres Training und keine Spieltage anstehen, gehe ich derzeit viel mehr Laufen als ich es sonst tue. Aber natürlich vermissen ich und auch alle Anderen der Black Wolves Familie die Zeit in der Sporthalle. Es wird, denke ich ein super Gefühl, wenn wir uns alle in hoffentlich naher Zukunft wieder auf dem Feld gegenüberstehen.
War der Lockdown im Frühjahr 2020 oder der Jetzige der sportlich schlimmere? Warum?
Beide waren bei weitem nicht gerade förderlich für den Breitensport. Aber der Jetzige tut schon nochmal etwas mehr weh. Dieser traf einfach die Hauptzeit der Floorball Saison. Damit fehlen uns viel mehr Spiele als es im Frühjahr 2020. Hinzu kommt, dass die Wintermonate eindeutig zäher als der Frühling sind. Insbesondere um wenigstens draußen etwas Sport machen zu können.
Welche Aufgaben fallen derzeit statt der sonst üblichen in der Abteilung Floorball des PSV 90 Dessau an? Und wie haltet ihr euch für den eventuellen Re-Start in der 2. Bundesliga Ost fit?
Aufgaben gibt es genug. Mir ist auch noch immer nicht langweilig geworden. Man kann zum Beispiel Dinge abarbeiten, die sehr lange liegen geblieben sind. Davon haben wir in der Abteilung jetzt Einige geschafft und sind weiterhin fleißig dabei. Dazu kommt, dass ich oft auch noch sehr spontane Ideen habe, die ich dann gerne und schnell umsetzen will.
Das Herren-Team hat dreimal pro Woche ein virtuelles Krafttraining und absolviert zudem Lauf Challenges, um körperlich fit zu bleiben. Dies sind für uns wichtige Aspekte um beispielsweise auch in Kontakt zu bleiben. Dennoch ersetzt dies aber unter keinen Umständen ein normales Hallentraining.
Glaubst du, dass in dieser Saison das Bundesliga Team der Black Wolves und/oder die jeweiligen Junioren Mannschaften nochmal aktiv auf dem Feld stehen werden?
Ja, davon gehe ich immer noch aus. Allerdings nicht in einer Wettkampfsituation, sondern eher in Form von Freundschaftsspielen oder kleinen Turnieren. Gerade im Juniorenbereich wäre es von elementarer Bedeutung vor den Sommerferien nochmal spielen zu können. Die Junioren leiden meiner Meinung nach am meisten unter den derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen.
Welche Voraussetzungen sind deiner Meinung nach dafür nötig und sind diese praktisch umsetzbar oder realistisch?
Schwierige Frage. Zuerst muss der Inzidenz-Wert auf unter 35 reduziert werden. Des Weiteren muss unser erarbeitetes Hygienekonzept umgesetzt und befolgt werden. Neben den darin enthaltenen klassischen Maßnahmen, wie Mund-Nasenschutz tragen, Abstand halten und Hygieneregeln beachten gilt es noch einige weitere Besonderheiten umzusetzen. Unter Einhaltung aller Maßnahmen wäre es natürlich schön, wenn wenigstens ein paar Zuschauer mit in die Hallen könnten, auch wenn dies derzeit schwer vorstellbar ist.
An welcher Stelle könnten zum Beispiel die Stadt Dessau-Roßlau oder die Landesregierung Sachsen-Anhalt besser unterstützen?
Ja, das ist ebenfalls eine sehr gute Frage. Ich glaube generell ist es für die Politik nicht einfach. Es sind komplexe Entscheidungen, bei denen es kein richtig oder falsch gibt. Wir stehen im Austausch mit der Stadt und sind optimistisch, dass wir unter Erfüllung aller Auflagen wieder die Sporthallen nutzen dürfen, insofern dies wieder möglich ist. Ansonsten hoffen wir auf klare und nachvollziehbare Regelungen, die auch für Breitensportvereine umsetzbar sind.
Wie sehr fehlen in deinen Augen den Kindern und Jugendlichen das Training und der Spielbetrieb für deren Entwicklung?
Sehr. Wir haben ein junges Bundesligateam, welches gut aus der Situation kommen wird. Aber wie schon gesagt, leiden unsere Junioren-Spieler am meisten unter der jetzigen Situation. Sie sind in einem Entwicklungsprozess, den wir eigentlich bestmöglich fördern wollen. Das geht aktuell leider nicht so wirklich, was sehr schade ist. Unsere Nachwuchstalente standen in dieser Saison endlich davor den Sprung in das Bundesligateam zu schaffen. Hierbei hilft insbesondere das gemeinsame Training, welches wir nun seit geraumer Zeit nicht hatten. Somit ist es für diejenigen viel schwerer an das Herrenniveau heranzukommen. Zudem werden viele Vereine ein Nachwuchsproblem in der jüngsten Altersklasse, der U9, haben, weil einfach keine Kinder für den Sport in den Altersklassen gewonnen werden können. Damit kann teilweise eine ganze Altersklasse wegfallen, was schon dramatisch für den Floorballsport wäre.
Welche Auswirkungen hat dies auf die gesamte Sportart?
Diese sind bestimmt noch nicht absehbar. Natürlich wird es erstmal etwas dauern bis alle Teams wieder zur alten Stärke finden. Aber das sehe ich nur als temporäres Problem. Die Frage ist, wie viele Spieler sich abmelden werden. Das könnte gegebenenfalls für einige Vereine das Aus bedeuten. Wir hoffen aber alle zusammen, dass dieses Worst-Case-Szenario nicht eintritt, denn jede Sportart lebt von ihrer Vielfalt. Es ist enorm wichtig, dass es möglichst viele Verein gibt und in Zukunft sich noch Weitere gründen.
Welche Probleme treten insbesondere hinsichtlich der Mitgliedergewinnung in den jüngeren Jahrgängen und dem Erhalt des Mitgliederbestandes auf?
Wie schon eben beschrieben, ist gerade die Mitgliedergewinnung in den Kindergärten und Grundschulen nicht möglich, was insbesondere für uns eine Katastrophe darstellt. Damit haben wir in der Vergangenheit bis dato die meisten Mitglieder gewinnen können. Gerade für unsere Sportart ist es enorm wichtig früh an die Kinder heranzutreten und das Interesse zu wecken. Nur so kann man sich gegen andere Sportarten wie zum Beispiel Fußball oder Handball behaupten.
Glaubst du die Pandemie stellt für die Black Wolves eine Gefährdung der positiven Entwicklung in den letzten Jahren dar?
Eine Gefährdung besteht nicht nur für uns, sondern definitiv auch für alle anderen Vereine. Wir werden erstmals seit Jahren keine wachsende Mitgliederzahl vorweisen können, was natürlich sehr schade aber auch nicht zu ändern ist. Viel wichtiger ist es aber, dass wir alle unsere Mitglieder auch noch nach der Pandemie an Bord haben. Wir brauchen alle Spieler, um im Juniorenbereich weiterhin Großfeld spielen zu können. Sollten wir das schaffen, würde ich von einem positiven Ausgang der sehr schwierigen Situation sprechen. Wir hoffen auch alle nach dieser schweren Zeit gesund und fit wiederzusehen.